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Hawaiʻi - Strände, Mantarochen und andere Fische

Dieser Eintrag behandelt Ausflüge zu Stränden auf der Ostseite der Insel, einen Ausflug zu einem der typischen Südseestrände auf der Westseite und den Bericht über das vorzeitige Geburtstagsgeschenk für Simon: Eine Mantarochen Schnorcheltour.

Die Ostseite von Hawaiʻi ist wilder, "exotischer" und angenehmer klimatisiert. Dafür eignet sie sich weniger gut für einen stereotypen Weißer Sand und türkises Meer Strandurlaub. Wir haben uns zwei der Beach Parks in der Nähe von Hilo angeschaut, den Onekahakaha und den Carl-Smith Beach Park. Wobei der Carl-Smith Beach Park trotz des langweiligeren Namens eindeutig unser Favorit wurde. Es gibt dort eine Liegewiese, einen steinigen Strand und mehrere Stellen, wo man über schwarze Felsenplatten klettern muss, um ins Wasser zu gelangen. Faszinierenderweise gibt es direkt am Strand mindestens eine Frischwasserquelle. Das Wasser in diesem Becken ist sehr viel kälter als das Salzwasser des Pazifik. Dort wo die Meereswellen über die schwarzen Felsen schwappen und sich das Wasser mischt entstehen die seltsamsten Schlieren zwischen den verschiedenen Wasserschichten.

Das eigentlich spannende an diesem Beach Park sind aber die Meeresbewohner, die man in der Nähe der Felsen beobachten kann. Wie das so ist, haben wir bei unserem ersten Ausflug dort sofort mehrere Meeresschildkröten beobachten können, wobei eine gänzlich desinteressierte plötzlich neben uns aufgetaucht ist und einiges Gefuchtel ausgelöst hat. Bei den zwei begeisterten Folgeausflügen, bewaffnet mit Schnorcheln und einer günstigen Unterwasserkamera, die sich Simon kurz entschlossen bestellt hat, war natürlich weit und breit keine Schildkröte mehr zu entdecken. Immerhin konnten wir einige mittelqualitative Bilder und Videos von anderen Fischen aufnehmen, die ich bisher sonst nur in Salzwasseraquarien zu Gesicht bekommen hatte.

Kona und Mantarochen bei Nacht

Kona liegt auf der Westseite der Insel und damit prakitsch genau gegenüber von unserer Unterkunft. Nach 2h Autofahrt kamen wir gefühlt auf einer völlig anderen Insel an. Statt tropischem Regenwald und großen Plantagen gab es hier vor allem viel trockene, weniger bewachsene Fläche und entlang der Küste riesige Felder aus Lavagestein. Die Außentemperatur kletterte auf über 30 °C, was uns nicht gerade gelegen kam. Wir hatten uns nämlich den Makalawena Beach ausgesucht, zu dem man erst über eine unwegsame Straße fahren muss und anschließend ein Stück entlang eines Lavafelds wandert. Der Vorteil: Dieser Strand sollte um einiges weniger überlaufen sein, als die beliebten, leicht zugänglichen Strände.

Wir erreichten unser Ziel also ziemlich überhitzt und völlig erschöpft und verbrachten die nächsten paar Stunden entspannt im Schatten liegend oder in den tatsächlich angenehm warmen Wellen.

So viele Stunden hatten wir dann allerdings auch nicht, bevor es Zeit wurde zurück zu wandern und sich am Treffpunkt für die Mantarochen Schnorcheltour einzufinden.

Der Kapitän des Ausflugbootes war ein echte Alleinunterhalter, redete dementsprechend ohne Punkt und Komma und verstand es Sicherheitshinweise, Informationen über Mantarochen und lustige Anekdoten allesamt wie lustige Anekdoten klingen zu lassen. Die Kurzversion der Geschichte der Mantarochen und Hawaiʻi, so wie wir sie verstanden haben, ist die folgende. Vor einigen Jahrzehnten wurde hier an der Westküste der Insel ein großes Hotel gebaut. Dieses Projekt verusachte eine Menge künstliches Licht, das nachts auf die Wasseroberfläche fiel und das Plankton dazu verleitete aus den kuschelig dunkeln, tieferen Wasserschichten an die Oberfläche zu steigen. Nun gab es und gibt es da ein Mantarochenweibchen, das in seiner normalen Futtersuche eingeschränkt ist, weil ihm bei einem der zwei vorderen Lappen am Maul ein Teil fehlt. Die Massen an Plankton an der Oberfläche waren für dieses Tier eine besonders willkommene Futterquelle, weshalb sie sich regelmäßig nachts vor dem Hotel einfand. Wo ein Mantarochen frisst, finden es auch weitere Mantarochen verlockend. Das Licht lockte also das Plankton, das Plankton die Mantarochen und die Mantarochen wiederrum die Touristen - tja und hier waren wir. Die schlauen Menschenauf den anderen Inseln sind natürlich auch auf die Idee gekommen sich diesen Touristenmagneten zu erschließen und haben nächtelang das Meer erleuchtet. Das Plankton kam, aber die Mantarochen nicht.

Jede Nacht werden also Gruppen an Touristen zu einem Riff vor der Westküste Hawaiʻis geschippert und die Schiffe werfen einen starken Lichtkegel auf das Wasser. Dann werden die Touristen mit Schnorcheln und Brillen ausgestattet (und wenn sie Glück haben auch mit Teilen eines Neoprenanzugs) und ins Wasser geschickt. Man hält sich dort mit ausgestreckten Armen an einer schwimmenden Plattform fest und starrt unter sich in das beleuchtete Wasser. Um nicht die ganze Zeit eine wahnsinnige Körperspannung aufrecht erhalten zu müssen, bekamen wir auch noch eine Schwimmnudel unter die Füße geschoben und schwebten damit fast so mühelos im Wasser wie das Plankton vor unseren Nasen.

Diese Art von Tour ist nichts für Leute die Körperkontakt mit fremden Menschen, absolut nicht ausstehen können, man hängt da schon ziemlich aneinander gepfercht an dieser blöden Plattform. Außerdem wurden wir dazu ermuntert unserer Begeisterung durch lautes Rufen Ausdruck zu verleihen - durch den Schnorchel. Angeblich um die Mantarochen aufzuwecken oder auf die Futterquelle aufmerksam zu machen. Keine Ahnung ob da etwas dran ist, es führte vor allem dazu, dass wir uns nachts im Meer, an einer schwimmenden Plattform hängend, umgeben von schreienden Amerikanern wiederfanden.* Ansonsten war es wirklich toll. Schon alleine die Gelegenheit nachts das beleuchtete Plankton und die Fische die sich daran gütlich tun zu beobachten ist faszinierend. Aber die riesige Mantarochen die aus der Tiefe aufsteigen, mit geöffneten Maul auf einen zu schwimmen, sich auf den Rücken drehen und dann so nah vor den Taucherbrillen vorbei gleiten, dass sie ab und zu mal versehentlich einen der Beobachter berühren - das ist schon eine außergewöhnliche Erfahrung!

*Mein Lieblingszitat, erstaunlich gut durch den Schnorchel zu verstehen: "Ahhh! Noodle! Where are you Noodle?!" Von einem Touristen, dem gerade seine Schwimmnudel abhanden gekommen war.