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Hawaiʻi - Hilo, der Kilauea bei Nacht und die Kaumana Caves

Für die Insel Hawaiʻi im U.S. Staat Hawaiʻi hatten wir sieben Tage eingeplant. Wobei wir am letzten Tag schon früh wieder abreisen mussten und den ersten Tag damit vergeudet haben, 4,5 h im örtlichen Krankenhaus darauf zu warten, dass ein Arzt die Zeit findet, zwei Sekunden lang in mein rechtes Ohr zu leuchten. Die zwei Flüge davor von San Francisco nach Honolulu und von da aus weiter nach Hilo waren für meine Ohren leider relativ schmerzhaft. Zurück am Boden konnte ich auf meinem rechten Ohr immer noch nur eingeschränkt hören. Daher dachten wir, es wäre eine gute Idee, das Problem einem medizinisch geschulten Menschen vorzutragen. Nicht die beste Idee, nicht in den U.S.

Ein kleiner Exkurs für Biologieinteressierte oder Leute die demnächst mit einem Schnupfen fliegen wollen: Eine Internetrecherche und ein Gespräch mit zwei netten deutschen Backpackerinnen, die wir am Abend in dem Guesthouse getroffen haben, hat uns später darüber aufgeklärt, dass so etwas schon mal passieren kann. Anscheinend kann die eustachische Röhre, die zur Belüftung des Mittelohrs dient, bei einer Erkältung teilweise oder sogar ganz zuschwellen, wodurch der Druckauslgleich beim Fliegen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt funktioniert. Beim Sinkflug entsteht ein Unterdruck in der eustachischen Röhre und das Trommelfell wird nach innen gezogen, was zu der von mir erfahrenen vorübergehenden Beeinträchtigung des Hörvermögens oder im schlimmsten Fall zu einem Barotrauma führen kann.

Wie auch immer: So schnell kann man seiner Reiseversicherung eine Rechnung über knapp 400 USD bescheren, einen Urlaubstag verschwenden und sich unglaublich glücklich schätzen, sich nicht generell auf das desaströse U.S. amerikanische Gesundheitssystem verlassen zu müssen.

Von den verbleibenden fünf Tagen haben wir die nächsten zwei dazu genutzt, unsere unmittelbare Umgebung zu erkunden. Geschlafen haben wir die Woche lang in einer luftigen Cabana mit zwei Hängematten und immer mindestens einem verirrten Gecko als Gesellschaft. Unser erstes Ziel: Ein zauberhafter kleiner Wasserfall inmitten eines Bambuswaldes, auf dem Nachbargrundstück des Hamakua Guesthouse.

Hilo

Hilo ist die nächstgelegene größere Stadt. Auf uns wirkte sie trotz der tropischen Lage vor allem ziemlich amerikanisch. Insgesamt haben wir Hawaiʻi als um einiges amerikanischer empfunden, als Guadeloupe europäisch. Es gibt in Hilo einen lang gezogenen Park entlang der Küste mit einem riesigen faszinierenden Baum, der praktisch nur aus Luftwurzeln zu bestehen scheint, einige Tourismusgeschäfte und jeden Tag einen relativ großen Farmers Market, wo man als Tourist die exotischen Früchte bestaunen und sich beim Einkaufen übers Ohr hauen lassen kann. Mittwochs wird diese Markt durch verschiedene Stände lokaler Kunsthandwerker erweitert und man kann dort außerdem interessanten Schmuck, künstlerische Postkarten, Magnete und sonstige Souvenirs erstehen. Die Souvenirstände können wir weiterempfehlen, den Farmers Market im Grunde auch, aber die Verkäuferinnen denken sich den Preis für dein Obst und Gemüse anscheinend in dem Moment aus, in dem sie es dir überrreichen. Es ist also von Vorteil ein bisschen Verhandlungsgeschick mitzubringen.

Der Vulkan Kilauea

Am Abend des ersten Tages fuhren wir noch in den Volcanoes National Park, um die Lava des aktiven Vulkans Kilauea in der Dunkelheit glühen zu sehen. Was soll man sagen, es ist wirklich toll das rote Glühen aus der Ferne zu betrachten und zu wissen, dass es sich um Lava und nicht einfach um einen Waldbrand handelt. Außerdem wird der Weg entlang des Kraters nachts durch unzählige gelber Lampen aus der Dunkelheit gehoben. Während man den Weg in entlang geht leuchten über einem die Sterne der Milchstraße und die ganze Zeit weht ein erstaunlich frischer Wind wie in einer frühen Sommernacht. Eine magische Atmosphäre also - nur getrübt durch die mindestens 50 anderen Touristen, die dir dabei entgegen kommen und mit ihren Handytaschenlampen die Magie effizient vertreiben.

Die Kaumana Caves

Am zweiten Tag sind wir wieder Richtung Hilo, dieses Mal um die Kaumana Caves in der Nähe der Stadt zu erkunden. Es handelt sich um zwei Höhlen, die in einer sehr urwaldlichen Szenerie liegen und über eine steile, moosbewachsene Steintreppe zu erreichen sind. Die linke Höhle besteht aus einem relativ flachen Hohlraum, an dessen Ende ein natürliches Lavastein-Kunstwerk in einer Nische versteckt liegt. Irgendwie hat uns die fließende schwarze Lava an die Skulpturen von Hans Arp erinnert, aber das mag jeder selbst entscheiden. Die Rechte Höhle scheint zunächst ein Hohlraum ähnlicher Tiefe zu sein, aber nach den ersten 50 Metern kommt keine Wand sondern ein relativer schmaler Durchgang. Wenn man sich hindurch begibt, öffnet sich das eigentliche Höhlensystem, das sich erst mal unendlich weit zu erstrecken scheint. Vor einer weiteren niedrigen Passage kamen uns zwei Amerikaner entgegen, die wegen ihres Schuhwerks (FlipFlops) den Weiterweg aufgegeben hatten. Danach hatten wir alle anderen Touristen hinter uns gelassen und bewegten uns mit Hilfe von zwei eher schwachen Taschenlampen aus unserer Cabana vorsichtig weiter durch die Dunkelheit. In der absoluten Stille kann man sich relativ einfach vorstellen, seit langer Zeit der einizge Mensch zu sein, der diese schwarzen Gänge mit dem im Fließen erstarrten Lavagestein an den Seiten durchschreitet. Ab und zu wandert der Lichtkegel über die Zeugnisse früherer Menschen: Schriftzüge mit so bedeutungsschweren Inhalten wie "Jack was here" oder "A+K forever" etc.

Wahrscheinlich gibt es noch weitere Gänge die mehr oder weniger tief in den Berg führen, wir sind dem größten Gang gefolgt und irgendwann kam uns die Umgebung wieder vage bekannt vor. Kurz darauf stießen wir wieder auf unseren Rucksack bewacht von Balduin II, den wir vor der flachen Passage zurück gelassen hatten und realisierten, dass wir einem Rundweg gefolgt waren. Die Gefahr sich in dieser beeindruckenden Höhle zu verlaufen ist also denkbar gering, insbesondere da die "geheimnissvollen" früheren Besucher in regelmäßigen Abständen Graffitipfeile an den Wänden hinterlassen haben.