Während sich unsere Zeit in Christchurch dem Ende entgegen neigte, waren wir bereits fleißig dabei, zu planen, wo es eigentlich danach hingeht. Unser Problem: Wir wollen so ziemlich jeden Winkel von Neuseeland sehen und natürlich trotzdem nicht unnötig viel hin und her fahren. Als Informatiker kenne ich diese Situation auch unter dem Namen "Problem des Handlungsreisenden" - und weiß, dass selbst Supercomputer in einem angemessenen Zeitrahmen keine optimale Lösung für ein solches Problem finden können. Glücklicherweise sind wir auch mit einer vermutlich nicht ganz optimalen Lösung zufrieden und fahren daher einfach erst einmal in Richtung Banks-Peninsula los. Dies ist nämlich von Christchurch aus gesehen das Nächste Ziel auf unserer Liste.
Die Halbinsel ist vulkanischen Ursprungs. Man sieht der grünen Hügellandschaft jedoch an, dass der letzte Vulkanausbruch hier schon eine gewisse Zeit her sein muss. Im Gegensatz zu den zerklüfteten Vulkanhängen Hawaiis sind die Berge hier wahrlich sanft und harmonisch.
Camping in Duvauchelle
Unser Ziel ist das Nīkau Palm Gully Scenic Reserve und die davor gelegene kleine Hafenstadt Akaroa. Am ersten Abend fahren wir aber nur bis nach Duvauchelle, wo wir in einem Holiday Park übernachten. Ein Holiday Park ist dabei gewissermaßen der Traum unserer schlaflosen Kanada-Camping-Nächte: Es gibt eine voll ausgestattete Küche mit Herdplatten, Backofen, Kühlschrank, Wasserkochern und eigentlich allem, was man sonst so brauchen könnte. Außerdem gibt es in der Regel ein kostenloses WLAN, eine gebührenpflichtige Waschküche und eigentlich immer einen Lounge-Bereich mit Fernseher und Sofa. Kurz gesagt, ein Holiday Park ist die Luxusunterkunft des im Auto Reisenden und schlafenden Neuseelandurlaubers und das zu einem Preis, bei dem manche Basic-Campsites in Kanada vor Neid erblassen würden.
Das alles hilft nur leider nicht dagegen, dass es im Auto verdammt kalt werden kann, wenn der neuseeländische Frühsommer sich als kälter als der kanadische Frühwinter herausstellt. Wir beschließen daher, uns eine wärmere Matratzenunterlage zuzulegen, sobald wir wieder in Christchurch sind, und hoffen bis dahin auf einen baldigen Sommereinbruch.
Akaroa & Palm Gully
Wie wir von einem deutschen Pärchen erfahren, das im selben Holiday Park wie wir untergekommen ist, bietet Akaroa dem interessierten Touristen die Möglichkeit, an einer Delfinschwimm-Tour teilzunehmen. Wir sind ganz glücklich damit, auf dem trockenen zu bleiben (das Wasser auf Hawaii war mir ja schon zu kalt) und machen wie geplant unsere Wanderung in Richtung Nīkau Palm Gully.
Ein Wanderweg führt uns über grasbewachsene Berghänge, mit Blick auf den Meeresarm, durch den gelegentlich ein Delfinschwimm-Tourboot in Richtung Meer oder wieder zurück fährt. Nach etwa 1,5 Stunden erhebt sich vor uns schließlich eine sehr hohe Felswand: Die eine Wand des Palm Gullies. Von unserer Seite aus, geht es einen steilen Waldpfad hinab, über einen kleinen Flusslauf und schließlich sind wir am Ziel des Wanderweges angekommen. Von hier hat man einen wunderschönen Blick auf das palmenbewachsene Tal, das Meer, die Klippen und die Wellen.
Auf dem gleichen Weg geht es anschließend wieder zurück. In Akaroa bleibt noch ein wenig Zeit, um kurz durch den Ort zu schlendern. Die Nacht verbringen wir dann wieder auf demselben Holiday Park wie am Tag zuvor, der diesmal zu unserem Bedauern leider sehr viel voller ist. Schuldig ist anscheinend der Canterbury Day und das damit verbundene lange Wochenende für die Neuseeländer aus der Region.
Ōnawe-Peninsula
Ehe es wieder zurück nach Christchurch geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Ōnawe-Peninsula. Diese Halbinsel ist nur bei Ebbe zugänglich, da die schmale, verbindende Landbrücke bei Flut unterhalb der Wasserlinie liegt. Die Onawe-Peninsula ist also gewissermaßen eine Halb-Halbinsel - die noch dazu nicht mit dem Festland sondern nur mit der sehr viel größeren Banks-Peninsula verbunden ist! Der motivierte Leser dieses Blogs darf gerne seine Meinung dazu abgeben, was der passende Begriff für ein derartiges Stück Land wäre (mein Vorschlag lautet "Siebenachtel-Insel").