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Radfahren entlang der Route Verte

Wir ihr bereits wisst, haben wir unsere ersten zwei Wochen in Kanada damit verbracht, zu "wwoofen". Unsere Unterkunft, welche ja später auch als richtige Herberge fungieren soll, zeichnete sich dabei - nach unserem europäischen Verständnis - nicht gerade durch ihre optimale Lage aus: Im unmittelbaren Umkreis gab es genau einen "echten" Wanderweg, welcher auf den bewaldeten Mont Shefford hinaufführte. Davon abgesehen war alles entweder asphaltierte Straße oder Privatgrund.

Die einzige Ausnahme dazu war ein Radweg, welcher in ca. einem Kilometer Entfernung an unserer Unterkunft vorbei führte, und einen Teil des Québec-weiten Fahrradnetzwerkes La Route Verte darstellte. Obwohl diese "grüne Route" auch von Fußgängern benutzt werden darf, wären wir in den weiten Kanadas wohl trotzdem gerade einmal zur nächsten Ortschaft gekommen, hätten wir nicht auf Fahrräder zurückgreifen können. Glücklicherweise konnten wir uns eben solche aber von unserem Host ausleihen.

Granby und der Lac Boivin

Unser erstes Ziel mit dem Fahrrad war die Kleinstadt Granby. Ob Granby selber nun schön ist oder nicht, kann man wohl recht kontrovers diskutieren. Bei unserem ersten Besuch dort, eigentlich um ein Bankkonto zu eröffnen, haben wir zumindest einige charmante Spots entdeckt.

Was der Stadt definitiv zugute kommt, ist die Lage am Lac Boivin. Ehemals als eine Art industrieller Wasserspeicher genutzt, ist dieser heute ein durchaus sehenswerter See mit einer moorartigen Vegetation, mehreren Wanderwegen und spannend zu beobachtenden Tierarten.

Besonders nahe kann man den Tieren dabei im sogenannten Centre d’interprétation de la nature du lac Boivin kommen. Auch im normalen kanadischen Wald hatten wir bereits das ein oder andere Streifenhörnchen vorbeihuschen sehen, aber hier wurden wir beinahe freudig erwartet. Das Interesse der kleinen Tiere hielt aber immer nur so lange, bis auffiel, dass wir im Gegensatz zu wohl so einigen anderen Besuchern keinerlei Leckereien im Gepäck dabei hatten. Zu unserem Glück entdeckten wir aber schließlich eine noch zur Hälfte ungeknackte Erdnuss am Wegesrand und konnten damit dann doch noch das Vertrauen des ein oder anderen Waldbewohners gewinnen.

Fahrradtour nach Sutton

Nachdem wir es mit unseren geliehenen Fahrrädern erfolgreich nach Granby und wieder zurück geschafft hatten, trauten wir uns an unser nächstes Ziel heran. Diesmal ging es für uns in Richtung Süden, wo die erste Ortschaft entlang des Weges das Dorf Bromont ist, welches vor allem für seinen Hausberg bekannt ist, der im Winter das Skifahren und im Sommer das Mountainbikefahren ermöglicht.

An einem freien Montag - wir hatten den Sonntag zuvor gearbeitet, weil das Wetter zum Fahrradfahren zu heiß war - begannen wir daher morgens unsere Fahrradtour, ausgestattet mit genug zu Trinken und etwas Wegzehrung. Wir folgten der Route Verte über Bromont hinaus und fuhren in Richtung der Grenze zu den USA. Unser Ziel war das in der Nähe der Grenze gelegene Dorf Sutton.

Sutton sei, so hatte es uns der Klappentext glaubwürdige versichert, gewissermaßen das reale Gegenstück zur einsamen, idyllischen Ortschaft Three Pines aus der Krimi-Serie um den kanadischen Inspektor Armand Gamache. Nachdem wir über 30 Kilometer die Landstraße entlang zurückgelegt hatten, mussten wir allerdings feststellen, dass Sutton mit seiner breiten Durchgangsstraße leider alles andere als einsam und idyllisch war und auch ansonsten nicht viel Ähnlichkeit mit dem von uns erhofften kleinen "Dorf in den Roten Wäldern" aufwies. Zumindest war Sutton aufgrund seiner Nähe zu den USA touristisch genug, dass wir ohne Schwierigkeiten auf Englisch ein Mittagessen bestellen konnten, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machten.