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Québec City und die Plaines d'Abraham

Die europäischste Stadt Kanadas war uns wiederholt von so vielen verschieden Leuten empfohlen worden, dass wir schlussendlich nicht anders konnten als entgegen unserer ursprünglichen Planung noch einmal zwei Autostunden in den Osten zu fahren. Und es hat sich gelohnt!

Nachdem wir Montreal verlassen und einen sehr nervenaufreibenden Einkaufstrip im Ikea hinter uns gebracht hatten, waren wir halbwegs für das Leben und Schlafen in unserem neuen alten Auto ausgerüstet und sammelten in der Nähe von Québec erste Campingerfahrung. Dabei lernten wir drei entscheidende Dinge: 1. Campen ist zwar sehr viel günstiger, als eine richtige Unterkunft, kann aber auch schnell an die 45 bis 50 CAD kosten für einen Zeltplatz ohne Strom und Wasser, 2. Die Kanadier lieben es ein Campfire anzuzünden und springen außerdem gerne in den winzigen Pool, den praktisch jeder richtige Campingplatz bereit stellt und 3. eine Küche gibt es nicht. Unser erster Campingplatz hatte zumindest noch ein Spülbecken und auch das ist eine absolute Seltenheit. Anscheinend ist selber Kochen während des Campingurlaubs bei Kanadiern nicht sonderlich beliebt.

Am nächsten Morgen prasselte der Regen stetig auf unser Autodach, wie um uns direkt auf die Nachteile des Campen aufmerksam zu machen. Glücklicherweise - und das hatten wir seitdem nie wieder - hatte dieser Campingplatz eine Lounge inklusive WLAN, in der wir den Vormittag mit Jobsuche bzw. Arbeit verbringen konnten. Gegen Mittag ließ der Regen endlich nach und wir machten uns auf den Weg in die Stadt.

Tag 1: Québec City

Die Altstadt von Québec ist gut zu Fuß zu erkunden und es auf jeden Fall wert, sich mehrere Tage dafür Zeit zu nehmen. Den ersten Tag verbrachten wir entsprechend vollständig damit durch die Straßen zu laufen und uns über jede kleine Spielerei im Stadtbild zu freuen. Ob das jetzt Fußabdrücke auf dem Gehweg sind, die plötzlich einen kleinen Tanz aufführen, eine bemalte Wand, ein schön angelegter Garten, ein altes Gebäude, bunte Kugeln in den Bäumen oder eine versteckte Kopfsteinpflastergasse, die zum Museum Of Bad Art führt - Québecs Charm besteht Großteils aus diesen kleinen Sehenswürdigkeiten.

Als erstes folgten wir den erwähnten Fußabdrücken entlang des Forts und zu einem Ausblickpunkt über den Sankt-Lorenz-River und spazierten dann die Flusspromenade entlang zum Château Frontenac.

Anschließend erkundeten wir den Rest der Altstadt (zumindest soweit wir ihn gefunden haben). Québec ist die einzige amerikanische Stadt nördlich von Mexico mit Befestigungsanlagen. Das ehemalige Fort konnten wir leider nicht betreten, weil in der Nähe gerade die Bühne für das Summer Festival aufgebaut wurde. Aber es gibt ein Stadttor und dahinter eine Vielzahl pompöser alter Gebäude die sich in schöner Harmonie mit eher unspektakulären Gebäuden und mit eleganten modernen Bauwerken aufreihen.

Die Stadt selbst war natürlich geflutet mit Touristen, aber abseits der großen Plätze hielt sich das Menschenaufkommen in Grenzen und man konnte sich tatsächlich vorstellen an einem Sommertag durch eine nette mittelgroße europäische Stadt zu schlendern.

Unsere liebste Sehenswürdigkeit war allerdings ein riesiges Wandgemälde, das Québec in einem Mix aus verschiedenen Jahrhunderten und Jahreszeiten darstellt. Das Kopfsteinpflaster scheint direkt in die Hauswand hineinzuführen und verleiht dem ganzen eine räumliche Perspektive. Natürlich bestand die Herausforderung für alle Touristen darin, sich selbst (oder seinen begleitenden Elefanten) fotografisch in das Stadtbild einzufügen. Ein Stück weiter entdeckten wir noch ein weiteres, weniger bekanntes und weniger zugängliches, aber sehr charmantes Wandgemälde.

Tag 2: Musée des plaines d'Abraham

Am nächsten Tag investierten wir ein paar kanadische Dollar um uns das Musée des plaines d'Abraham anzusehen. In der Stadt waren uns tags zuvor Plakate für die Papierkunstausstellung im Erdgeschoss des Museums aufgefallen. Eigentlich thematisiert das Museum die Belagerung des französischen Quebecs durch britische Truppen im Jahr 1759. Nach zwei entscheidenden Schlachten 1759 und 1760 auf den Plaines d'Abraham fiel die Stadt schließlich an Großbritanien und konnte niemals zurück erobert werden. Neben einem ziemlich gut gemachten Dokumentarfilm aus französischer und britischer Perspektive und aus Sicht der in dieser Gegend ansässigen First Nations (Ureinwohner Kanadas), ging es in der Ausstellung vor allem darum, ein Gefühl für das Leben auf dem Schlachtfeld des 18. Jahrhunderts zu bekommen. Alle Ausstellungstücke waren zum Anfassen und Ausprobieren gedacht, man konnte Schätzungen über den Alkoholkonsum der Soldaten abgeben, historische Waffen in die Hand nehmen und sich nett mit einer sehr motivierten Mitarbeiterin in historischer Tracht unterhalten. Zum Schluss führte uns "Marie" noch verschiedene Alltagsgegenstände ihrer Zeit vor und ließ uns die Verwendung erraten. Selten ein unterhaltsameres Museum besucht.

Die Kunstaustellung im Erdgeschoss war zwar weniger informativ aber umso beeindruckender. Die Figuren bestanden aus Schichten weiß gefärbten Kartons und wurden so gekonnt mit Licht und Nylonfäden in Szene gesetzt, dass trotz des nüchternen Austellungsraums ein mystischer Eindruck entstand.