Back to NZ

Montreal (Tag 6/7)

Am 6. Tag in Montreal beginnen wir langsam ein bisschen zu verzweifeln. Der Großteil unseres Aufenthaltes hier ist bereits vorüber und wir haben bisher weder ein Auto gefunden, von einer Arbeitsmöglichkeit ganz zu schweigen. Außerdem ist die Liste der Dinge, die wir noch in Montreal sehen wollen schier endlos.

Immerhin ist es uns gelungen, für den heutigen Tag mehrere Autobesichtigung zu vereinbaren. Unsere erste Besichtigung liegt dabei im Westen der Stadt und soll gegen Mittag stattfinden. Wir nutzen die Gelegenheit und brechen früher auf als notwendig, um in Little Italy zu frühstücken.

Eine Autobesichtigung nahe Little Italy

Dieser Stadtteil trägt dabei seinen Namen, da sich hier im Laufe der Jahre anscheinend überwiegend Italiener angesiedelt haben. Dementsprechend ist das Straßenbild eine interessante Mischung aus amerikanischer Vorstadt und italienischem Dorfleben. Ganz europäisch kommt es uns zwar trotzdem nicht vor aber zumindest die kleinen Vorgärten der meist zweigeschossigen Häuser, die interessanterweise einen unteren und einen oberen Eingang haben, gefallen uns sehr viel besser als jene in den anderen Teilen der Stadt.

Bekannt ist Littly Italy aber insbesondere für den Marché Jean-Talon. Dieser Markt mit seinen kleinen Ständen, an denen Obst, Gemüse, Fisch und andere Lebensmittel verkauft werden, erinnert uns tatsächlich stark an einen europäischen Markt. Das erhoffte Brot für unser Frühstück finden wir allerdings nur in der angrenzenden Bäckerei, wo wir außer einem Baguette auch direkt noch einen Café und zwei kleine Creme-Küchlein erwerben.

Nachdem wir gefrühstückt haben, ist es dann auch höchste Zeit, um mit den Bixis in Richtung der Autobesichtigung zu fahren. Obwohl wir Schwierigkeiten haben, den richtigen Ort zu finden, müssen wir noch etwa 15 Minuten warten, ehe ein Anruf kommt, dass wir uns noch etwa eine weitere Stunde gedulden müssen. Wir gehen daher in einen nahe gelegenen Park und warten dort.

Als die Autobesichtigung schlussendlich stattfindet, sind wir tatsächlich positiv von Auto und Verkäufer überrascht, wenn man von dessen Pünktlichkeit einmal absieht. Als einzige Kritikpunkte am Auto vermerken wir die aktive Motorwarnleuchte und das nicht funktionierende Fernlicht, was angeblich beides auf die altersschawche Autobatterie zurückzuführen ist. Das Auto wird daher zwecks Batterietausch in die Werkstatt gebracht und wir vereinbaren ein weiteres Treffen am nächsten Tag.

Doch keine Autobesichtigung in der Downtown

Die nächste Autobesichtigung für den Tag stünde eigentlich in der Downtown an, wird aber bereits abgesagt, während wir noch in Little Italy herumlaufen. Wir haben also genug Zeit, um Balduin II einen frisch gepressten Orangen-Grapefruit-Saft vom Markt zu spendieren und noch einmal bei unserer Unterkunft vorbeizufahren, um unsere Kleidung dem inzwischen recht warm gewordenen Tag anzupassen.

Auch ein Umweg über den Mont Royal ist für uns drin, wo es neben einem Friedhof (und natürlich dem Oratorium, welches wir aber nicht erneut aufsuchen) auch den Parc du Mont Royal gibt. Hier entdecken wir einen künstlich angelegten See inklusive Wasserfall, der auch Balduin II sehr gut gefällt. Außerdem befindet sich am Ende des Parks eine Aussichtsplattform, welche den perfekten Blick über die Downtown und den dahinter liegenden Fleuve Saint-Laurent bietet.

Auf zu neuen Ufern

Der Fleuve Saint-Laurent, im Englischen auch St. Lawrence River genannt, ist dabei überaus breit und misst selbst an den schmaleren Stellen noch beinahe einen Kilometer. Entsprechend beeindruckend sieht auch die Jacques-Cartier-Brücke aus, welche unser nächstes Ziel darstellt. Das Überqueren der Brücke mit dem Fahrrad erfordert zwar eine gewisse Anstrengung, belohnt einen dafür aber mit fantastischen Ausblicken über Stadt und Fluss.

Anmerkung von Julia: Wir sind übrigens auf die andere Seite vom Fluss unterwegs, um dort ein weiteres Auto zu besichtigen.

Außerdem gelangen wir von der Brücke auf die mitten im Fluss gelegene Île Sainte-Hélène, welche neben einem kleinen Freizeitpark auch die Biosphère für ihre Besucher bereithält. Wir begnügen uns jedoch damit, beides von außen zu bewundern und wechseln über eine kleine Fußgängerbrücke weiter zur Île Notre Dame, wo sich neben einer kleinen Rennstrecke auch die letzte Bixi-Station vor unserem Ziel befindet. Wir stellen also notgedrungenermaßen unserer Fahrräder ab und legen die letzten Kilometer zu unserer nächsten Autobesichtigung zu Fuß zurück, wofür wir eine weitere Brücke benutzen und schlussendlich auf der anderen Flusseite angelangen.

Die Besitzer unseres potentiellen neuen Autos wirken auch beide wirklich nett, das Auto selber hat uns aber anscheinend weniger gern und beginnt nach wenigen hundert Metern Probefahrt damit, furchtbar laut zu brummen. Auf schnellstmöglichem Wege fahren wir daher das Auto zurück, bedanken und höflich und treten den taktischen Rückzug an.

Ein langer Rückweg

Als wir auf die Île Notre Dame zurückkehren wollen, um dort unsere Bixis für die Rückfahrt auszuleihen, stellen wir - nicht gerade zu unserer Begeisterung - fest, dass die Brücke, über die wir hergekommen sind in der Zwischenzeit offenbar gesperrt wurde. Eine alternative Route ist auch nicht ausgeschildert oder zu sehen. Nachdem wir eine Zeit lang die Fahrradfahrer beobachtet haben, welche zunächst in Richtiung Brücke an uns vorbei fahren und kurze Zeit später in die andere Richtung wieder zurück kommen, beschließen wir, genau wie diese auch dem Ufer in Richtung Norden zu folgen.

Unsere Smartphones verraten uns, dass dort neben dem östlichen Ende der Jacques-Cartier-Brücke auch eine Metro- und eine Bixi-Station vorhanden sind, beides zu einem Preis von ein paar Kilometern Fußmarsch. Wir machen uns also auf den Weg und suchen nach halber Strecke noch einen Subway auf, wo wir uns jeweils ein Sandwich als Abendessen mitnehmen und auf einer Wiese in der Nähe der Brücke sitzend verspeisen. Mit den letzten Prozent Akkuladung unserer Smartphones entsperren wir jeweils ein Bixi und treten den Rückweg an - diesmal über die gesamte Länger der Jacques-Cartier-Brücke hinweg.