Back to NZ

Schnorcheln am Plage de Malendure

Oder die Pünktlichkeit der Deutschen

Am Donnerstag Nachmittag fuhren wir mit dem festen Vorsatz, trotz fehlender Französischkenntnisse zwei Schnorchel aufzutreiben, an den Plage de Malendure. Der Strand ist für die Möglichkeit, Meeresschildkröten zu beobachten, berühmt und für Guadelouper Verhältnisse daher ziemlich überfüllt. Dieser Beliebtheit ist es auch geschuldet, dass man hier für den Parkplatz bezahlen muss, was sonst nirgendwo auf Basse-Terre der Fall ist. Nachdem wir also das Auto abgestellt und ein preislich sehr moderates Parkticket gelöst hatten, versuchten wir durch Beobachtung der anderen Badegäste diejenige der zahlreichen bunten Holzhütten zu identifizieren, die Schnorchel verleihen würde.

Da wir damit keinen Erfolg hatten, betraten wir schließlich die Strandhütte, in der die Tourismusinformation untergebracht war und die mit der Aufschrift "Englisch spoken" relativ einladend wirkte. Die Dame hinter der Theke identifizierte uns beim ersten englischen Satz als Deutsche und wechselte in ein ziemlich gutes Deutsch. Sie erklärte uns, dass wir hier überall Schnorchel kaufen könnten und verwies uns dann auf eine etwas abseits gelegene Hütte mit den Worten: "Die geben euch sogar Schnorchel!". Die Mitarbeiterin des Gwada Pagaie Kajakverleihs sprach zu unserer großen Freude englisch. Trotzdem redeten wir anscheinend etwas andeinader vorbei:

Nein sie würden leider keine Schnorchel verleihen.
Ob sie die dann nur verkaufen?
Ja, sie verkaufen sie, aber sie könnte uns auch Schnorchel und Tauchermasken geben, sie bräuchte dann nur ein Pfand als Sicherheit.

So hatten wir uns das vorgestellt, also kein Problem.

Ob wir einfach direkt den Rucksack da lassen wollen würden, das sei auch sicherer, als ihn am Strand liegen zu lassen. Ach ja, schließen würden sie um 17:00 Uhr ob das genug Zeit sei?
Ein Blick auf die Uhr: Kurz vor 15:00 Uhr, also ja mehr als genug Zeit.
Wollen wir Schildkröten sehen? Ja? Dann am besten auf der rechten Seite des Strandes.

Wir nahmen dankend Schnorchel und Taucherbrillen entgegen und machten uns auf den Weg zum Strand. Direkt gab es erstmal nicht so viel zu sehen, weiter rechts kam dann aber ein mit Felsen unterlegter Übergangsbereich zwischem dem Haupstrand und einem kleinen, etwas versteckten weiteren Strandabschnitt. Entlang der Felsen entdeckten wir die ersten Gruppen eher unspektakulär gefärbter Fische, gelbe Algeteppiche und große weiße Seeigel.

Am rechten Ende des versteckten Strandes erreichten wir schließlich das eigentliche Korallenriff. Es mag es an Größe und Farbenpracht zwar nicht mit dem Great Barrier Reef aufnehmen können, aber wir fanden es trotzdem wahnsinnig spannend. Zu sehen gab es gelbe und weiße Korallen mit außerirdisch anmutenden Formen, gelb gestreifte Fische, große dunkelblaue und noch größere türkisblaue Fische, einen kleinen feuerroten Fisch und teilweise riesige Schwärme aus nicht so farbenprächtigen Exemplaren. Unter anderem gab es einen Schwarm winziger, silbrig glänzender Fische, der sich wie eine große Staubwolke über mehrere Meter erstreckte. Während wir das noch fasziniert beobachteten, glitt unter den Fischen plötzlich majestätisch langsam eine große Meeresschildkröte hervor und zeigte sich gänzlich unbeeindruckt von den zwei begeisterten Schnorchlern über ihrem Rücken.

Leider besitzen wir kein einziges Gerät, das in der Lage wäre, unter Wasser Fotos aufzunehmen, weshalb dieser Eintrag mit einer Skizze auskommen muss :(

Schließlich wurde es Zeit, die Schnorchel wieder zurückzubringen. Auf dem Rückweg scheuchten wir völlig überraschend noch einen kleinen Rochen auf, der sich perfekt getarnt über dem Meeresboden aufgehalten hatte. Dann standen wir um 16:45 Uhr wieder vor dem Kajakverleih. Dort erwartete uns eine böse Überraschung: Der Stand war verschlossen, ein Rolladen vor den Tresen und auch das restliche Gelände menschenleer. Da standen wir ratlos mit den zwei Schnorcheln in der Hand und begannen damit, eine Liste der Verluste zu erstellen. In dem Rucksack befanden sich unsere beiden Handys, beide Brillen, eine Reisezoomkamera, ein ebook-Reader, Simons Portemonnaie und zu allem Unglück Balduin II. Kein schlechter Tausch für den Kajakverleih. Durch puren Zufall, besaßen wir noch mein Portemonnaie, das ich nach dem Bezahlen des Parktickets in die Hosentasche gesteckt hatte und in Simons Taschen fand sich zum Glück der Autoschlüssel.

Nachdem wir eine Weile gewartet hatten, beschlossen wir zumindest noch in der Tourismusinformation nachzufragen, falls die Mitarbeiterin aus dem Kajakverleih dort den Rucksack für uns hinterlegt haben sollte. Die Dame in der Tourismusinformation strahlte uns bereits entgegen: "Und, war gut?" Ja schon, sagten wir, aber ob sie zufällig noch unseren Rucksack hätte? Sie hatte ihn natürlich nicht. Wir erklärten, die Sache mit dem Pfand und dass der Kajakverleih bereits geschlossen hatte, als wir wieder kamen. Die Tourismusmitarbeiterin, einer eher runde, dunkelhäutige und sehr herzliche Frau, wurde ganz aufgeregt und trat vor die Strandhütte um nach einem Mitarbeiter des Kajakverleihs Ausschau zu halten. Nebenbei erklärte sie einem eben hereingekommenen Mann und mehreren Bekannten am Strand in schnellem Französisch unser Problem. Dann drehte sie sich plötzlich wieder zu uns um und erklärte halb amüsiert und halb verzweifelt: "Wirklich! Als Deutsche..."

Es dauerte einen Moment, aber dann protestierten wir lachend, dass wir, wie es sich für gute Deutsche gehört, pünktlich gewesen waren und ganz im Gegenteil der Kajakverleih einfach früher zugemacht hatte. Nachdem weitere Leute befragt worden waren und der Chef des Kajakverleihs auch telefonisch nicht zu erreichen war, musste unsere wackere Helferin aufgeben.
Was für ein Glück, das wir den Autoschlüssel noch haben... Dann sehen wir uns morgen früh?
Wir bedankten uns trotzdem dafür, dass sie es versucht hatte, und fuhren nicht allzu beunruhigt ohne Rucksack nach Hause.

Am nächsten Morgen auf dem Weg zu den Trois Chutes du Carbet im Guadelouper Nationalpark fuhren wir an dem Kajakverleih vorbei, wo mich die Mitarbeiterin vom Vortag sofort wieder erkannte. Sie entschuldigte sich ausführlich, es sei sehr selten, aber manchmal würden sie tatsächlich früher schließen. Anscheinend hatte sie sich am Abend zuvor auch noch an uns erinnert und war extra noch einmal hergefahren, um auf uns zu warten, aber da waren wir schon weg. Wir tauschten Schnorchel gegen Rucksack und noch ein paar höfliche Worte. Nein eine Gebühr für die Schnorchel müssten wir nicht bezahlen, die gibt es allgemein nicht und: "We will never take things from people again!"

Unser Fazit: Falls man am Plage de Maledure Meeresschildkröten beobachten möchte, können wir den Gwada Pagaie Kajakverleih nur weiterempfehlen. Man bekommt dort Schnorchel, Taucherbrillen und wenn man will sogar Flossen ohne jede Gebühr. Eventuell muss man jetzt nicht mal mehr ein Pfand dafür da lassen ;)