Die Soufrière ist der höchste Berg auf Guadeloupe. Nicht nur deswegen, sondern auch aufgrund ihrer einzigartigen Landschaft, zählt ein Besuch des immer noch aktiven Vulkans zu einer der spannendsten Gelegenheiten, die sich einem auf Guadeloupe bieten.
Aufstieg
Unsere Bergwanderung auf die 1467 Meter hohe Soufirère begannen wir bereits auf einer Höhe von ca. 950 Metern, wo wir unser Auto in der Nähe der Bains Jaunes geparkt hatten. Diese schwefelhaltigen „gelben Bäder“ waren zwar nicht sonderlich gelb, wurden dafür aber anscheinend von Amöben bewohnt, weswegen das Untertauchen innerhalb dieser Becken unbedingt vermieden werden sollte. Da wir gerade erst am Anfang unserer Wanderungs standen, war uns aber sowieso nicht nach einem Bad in diesen lauwarmen Becken zumute und wir begannen unseren Aufstieg.
Das erste Stück des Weges führte dabei durch den uns inzwischen bereits einigermaßen vertrauten Guadelouper Regenwald, der uns aber weiterhin mit Begeisterung erfüllte. Nach einigen hundert Metern lichtete sich der Regenwald dann allerdings und offenbarte uns einen wolkenverhangenen Blick auf den vor uns liegenden Berggipfel.
Von dort aus folgten wir - wie die meisten anderen Touristen - zunächst einem Weg, welcher den Gipfel linksläufig umrundete. Da dieser Pfad offensichtlich auch als Rückweg genutzt wurde, kamen uns auch regelmäßig Personen entgegen, sodass alle paar hundert Meter einmal ein Bonjour ausgetauscht wurde. Die Nationalität der anderen Wanderer blieb uns dabei meistens verborgen, in einem Fall wurden wir jedoch auch mit einem „Servus! ... äh, Bonjour!“ begrüßt, was uns gewisse Indizien lieferte. :)
Landschaft & Vegetation
Die Landschaft wurde unterdessen immer ungewöhnlicher: Grasbüschel, kleinere Büsche und orangefarbene Moose wuchsen entlang des Berghangs. Zudem nahm der bereits seit dem Parkplatz wahrnehmbare Schwefelgeruch weiter zu. Mit steigender Höhe näherten wir uns außerdem immer weiter den Wolken, bis diese schließlich auf Augenhöhe an uns vorüberzogen.
Auf diese Weise umrundeten wir den Berg etwa zur Hälfte, bis wir schließlich am letzten Teil des Weges in Richtung Gipfel angelangten. Der Pfad führte nun mehr oder weniger direkt den Berg hinauf und wurde dementsprechend steil. Da wir uns inzwischen auch tatsächlich innerhalb der Wolken befanden, war der Boden außerdem leicht schlammig. Zu allem Überfluss kam uns dann auch noch eine riesige Gruppe aus Schülern entgegen, die schlichtweg kein Ende nehmen wollte: Die Kinder und Jugendlichen aus beinahe allen Altersklassen, schienen ohne Aufsichtsperson unterwegs zu sein und nahmen so ziemlich jeden möglichen Weg den Berg hinunter. Trotzdem gelangten wir, durch die nebelige Kühle beflügelt, schnell und unkompliziert am Gipfel an.
Am Gipfel
Der Gipfel selber präsentierte sich als eine ganz eigene Welt. Die Wolken zogen hier im Rekordtempo vorüber, sodass sich atemberaubende Ausblicke mit dichtem, weißen Nebel im 30-Sekunden-Takt abwechselten. Sofern die Wolken dies gerade zuließen, konnte man außerdem zwei qualmende Schlote erkennen, welche inmitten einer kargen, beinahe mondartigen Landschaft lagen.



Über den Bergpass
Nachdem wir die Gipfelwelt zu genüge bestaunt und fotografiert hatten, setzten wir unseren Weg fort. Unser Plan sah dabei vor, die Umrundung der Soufrière in die bisherige Richtung fortzusetzen und schließlich noch einen Abstecher zur Citerne zu unternehmen. Schon nach kurzer Zeit fanden wir uns daher in einer Art Flachland zwischen den Berggipfeln wieder.
Offensichtlich handelte es sich bei diesem Teil des Weges um einen touristisch deutlich seltener genutzten Pfad, denn obwohl der Weg gut zu erkennen war, trafen wir die ganze Zeit über auf keine andere Menschenseele. Die Vegetation war hier schon wieder eine ganz andere, als noch kurz zuvor und auch das Wetter hatte sich gewandelt: Knapp unterhalb der vorbeiziehenden Wolken war es wieder weniger feucht und die Farne und Gräser der Ebene lagen in einem sanften Sonnenschein. Unwillkürlich fühlten wir uns an das Auenland aus Herr der Ringe oder an die realen Entsprechungen in Neuseeland erinnert.
Nachdem wir dieses Auenland durchquert hatten, führte uns der Weg schließlich zu einem Bergpass. Außer uns war immer noch kein Mensch weit und breit, dafür waren aber die Wolken wieder da, welche den Pass - genau wie wir - in Richtung des Meeres überquerten. Inmitten dieses Wolkenmeeres fanden wir einen vereinzelten gespaltenen Felsen vor, welcher sich gut in diese mystische Landschaft einfügte.
Lac Flammarion
Auf der anderen Seite des Passes angekommen, stießen wir auf eine kleine Straße, welche nach rechts hin zum Ausgangspunkt unserer Wanderung zurück führte. Gemäß unseres Planes wandten wir uns jedoch nach links, wo schon der flache Gipfel der Citerne zu erkennen war. Dank des asphaltenen Untergrunds kamen wir schnell voran und hatten schon bald unser Ziel erreicht.
Die Citerne, ebenfalls ein Vulkan, hatte anstelle eines Gipfels einen kreisrunden Krater mit einem waschechten, regenwassergespeisten Kratersee darin. Auf einem kleinen Weg umrundeten wir den Krater, während die Wolken dicht über uns hinweg zogen. Am Ende der Umrundung verspeisten wir noch schnell die letzten Reset unserer Wegzehrung und machten und dann auf den Rückweg zum Auto.