Leider muss ich heute einen etwas schwermütigen Eintrag verfasssen, denn tatsächlich hat Balduin unsere Reisegruppe verlassen. Es geschah am Tag nach dem ersten Ausflug an den Strand. Vor allem Balduin war von dem Plage de Grande Anse und dem angrenzenden Regenwald so begeistert, dass er so schnell wie möglich wieder dorthin wollte. Da wir hier sowieso nicht lange schlafen können (aus einer Vielzahl von Gründen, die ich vielleicht später darlegen werde), beschlossen wir, mit dem Sonnenaufgang wieder am Meer zu sein. Tatsächlich geht die Sonne gar nicht gegen 6:00 Uhr auf, wie es zu erwarten gewesen wäre, sondern stand schon am Himmel, als wir frühmorgens am Strand ankamen. Jetzt hatten wir diesen tatsächlich ganz für uns alleine und Simon nutzte die Gelegenheit mit seiner Drohne ein paar Aufnahmen zu machen.
Balduin hatte ihn aufmerksam dabei beobachtete und überraschte uns plötzlich mit einem verrückten Einfall. Es gelang ihm, uns nach einigen Betteln zu überreden, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
Befestigt an einem Bindfaden flog unser kleiner Elefant (er gehört zu einer ungewöhnlich leichten Elefantenart) mit der Drohne in die Höhe und genoss einen spektakulären Blick über das Meer und auf der anderen Seite über den Palmenwald. Vielleicht hat er da schon eine Herde kleiner Stoffelefanten ausgemacht, die sich an der Wasserstelle in der Nähe des Strands versammelt hatten? Wir wissen es nicht, aber in jedem Fall, war er danach sehr aufgekratzt und rannte ständig zwischen Waldrand und Wassersaum hin und her. Weiter hinten am Strand betraten wir drei schließlich eine schattige Laube aus Palmen und einem uns unbekannten Strandgewächs, wo wir den Morgen verbrachten. Simon und ich planschten im Meer, das nebenbei bemerkt so warm ist, dass es nicht einmal Simon darin zu kalt wird, während Balduin enthusiastisch den sandigen Waldboden erkundete. Als wir zur Laube zurückkehrten hatte Balduin unfreiwilig die Überrreste eines früheren Strandbewohners gefunden, was seiner guten Laune aber keinen Abbruch tat.
Schließlich wurde es Zeit zusammenzupacken und nach Hause zu fahren. Ein widerstrebender kleiner Elefant wurde wieder in den Rucksack gesteckt und wir machten uns auf den Rückweg zum Auto. Anschließend fuhren wir Lebensmittel einkaufen und hielten auf dem Weg noch kurz an einem Aussichtspunkt an.
Zurück in der Unterkunft und mehr als bereit für Frühstück, packten wir alle Rucksäcke und Taschen aus und konnten Balduin in keinem davon finden. Natürlich fuhren wir zurück zum Strand, zum Aussichtspunkt und zum Supermarkt (um der Wahrheit die Ehre zu geben: Insgesamt zweimal zu jedem Platz), konnten aber unseren kleinen Reisegefährten nicht wieder finden. Wir vermuten, dass er die Gelegenheit genutzt hat und noch am Strand wieder aus dem Rucksack geklettert ist, um sich einer Gruppe seiner wilden Verwandten im Dschungel anzuschließen.
Da auch alle Versuche Balduin wieder aus dem Dschungel heraus zu locken fehl schlugen, mussten Simon und ich schließlich schweren Herzens akzeptieren, dass man die Instinkte eines Wildtieres (auch eines so kleinens) nicht zähmen kann. Da ihm die Hitze im Gegensatz zu uns nichts auszumachen schien, sind wir uns eigentlich recht sicher, dass Balduin hier auf Guadeloupe glücklich sein wird. Falls Leser dieses Blocks irgendwann in die Karibik reisen und am Plage de Grande Anse Balduin in einer Herde kleiner Stoffelefanten beobachten sollten, freuen wir uns über eine Nachricht.