Nach etwas mehr als 8 Stunden und 17 Minuten landeten wir schlussendlich auf dem Flughafe Pointe-à-Pitre in Guadeloupe. Der Flug ging um 12:10 Uhr Pariser Zeit, aber da wir uns in Rotationsrichtung der Erde bewegten, erreichten wir Guadeloupe noch am frühen Nachmittag Ortszeit.
Da wir nur mit Handgepäck unterwegs sind, mussten wir zwar nicht auf unser Gepäck warten, sehr wohl aber auf unser Mietwagen-Shuttle. Im Nachhinein war es eventuell nicht die beste Idee, den günstigsten Mietwagenanbieter auszuwählen, den Check24 empfohlen hatte. Eigentlich sollte uns am Flughafen ein Mitarbeiter mit einem Namensschild erwarten und natürlich war keiner in Sicht. Einen Anruf und einiges Suchen später hatten wir die Rental Car Pick Up Area ausgemacht und festgestellt, dass unser Anbieter nicht auf der Liste der Autovermietungen stand, die eine Kooperation mit dem Flughafen eingegangen waren und diese Area legal nutzen dürfen. Nach einem weiteren Anruf, bei dem Simon etwa fünfmal seinen Nachnamen buchstabieren durfte, stolperten wir per Zufall über einen sehr missgelaunt blickenden Mann, der ein Schild mit den Namen gleich mehrerer unbekannter Autovermietungen hoch hielt. Nachdem er sich mit einem "No french?" versichert hatte, dass er sich nicht mit uns unterhalten können würde, wurden wir wortlos zu einem unaufälligen weißen Transporter geführt und hinein verfrachtet.
Der Transporter selbst hätte keinen Verkehrssicherheitstest mehr bestanden, was Simon dazu bewegte, während der Fahrt über den wahrscheinlichen Zustand unseres Mietwagens nachzugrübeln, während ich Szenarien durschspielte, in denen wir gleich auf eine ruhige Seitenstraße abbiegen und um unser gesamtes Hab und Gut erleichtert werden würden. Die dubiose Fahrt endete aber glücklicherweise vor dem Büro der Mietwagenvermietung. Und auch wenn das Areal nicht unbedingt den Eindruck von Seriosität vermittelte, der Wagen war in Ordnung und es gab sogar zwei englischsprachige Mitarbeiter. Zum Schluss durften wir freundlicherweise sogar den WLAN-Zugang des Büros nutzen, um die Adresse unserer Unterkunft herauszufinden, die wie uns dummerweise nicht offline notiert hatten.
Wie schon erwähnt verfügt Basse-Terre nicht gerade über ein gut ausgebautes Straßenverkehrsnetz, weshalb man eigentlich nur der großen Küstenstraße folgen muss, um an sein Ziel zu kommen. Obwohl streckentechnisch nur knappe 40 km entfernt, versank die karibische Sonne gerade im Meer, als wir schließlich an der Unterkunft ankamen. Na gut, hier in der Nähe des Äquators geht die Sonne um etwa 18:30 Uhr unter, was mit 6 h Zeitverschiebung immerhin 00:30 Uhr nach mitteleuropäischer Zeit entspricht. Wir genossen unsere erste Guadeloupe Mango (die hier viel kleiner sind und für 3 - 4 € das Kilo verkauft werden! - und sehr intesiv schmecken) mit Blick auf das Meer, dann war auch dieser lange Tag zuende.
Mit der Unterkunft hatten wir wirklich Glück. Obwohl offiziell als Airbnb Zimmer geführt, handelt es sich um eine ganze kleine Ferienwohnung mit Bad, Küche, einem großen Bett unter einem praktischen Moskitonetz und sogar einer kleinen Terasse, auf der in einem Holzverschlag die Waschmaschine untergebracht ist. Alles ist sehr modern und fröhlich gestaltet. Unsere Vermieterin hat sich offensichtlich eine Menge Gedanken darüber gemacht, was ihre Gäste so alles benötigen könnten. Neben Handtüchern und den notwendigsten Gewürzen hat sie deshalb Hibiskusblüten für den karibischen Flair in der Wohnung verteilt und eine Limette, zwei Gläser, Eiswürfel und eine Flasche echten karibischen Rum bereit gestellt.
Der Avocadobaum des Nachbargartens ragt auf unsere Terasse und auch wenn die Avocados noch etwas klein sind, haben sie für einen von uns bereits die richtige Größe. Außerdem kommen wir durch einen kurzen Aufenthalt auf der Terasse in Kontakt mit der hiesigen Tierwelt. Jeden Morgen besucht mindestens ein grün schillernder Kolibri den blühenden Busch neben der Waschmaschine, an den Wänden huschen grüne Geckos vorbei, an der Kante des Hausdachs hat eine Gruppe bunter Sittiche anscheindend ein Nest und nachts sitzt häufig ein kleiner, brauner Frosch am Fenster und betrachtet uns misstrauisch.
Simon, Balduin und die Kokosnuss
Der einzige echte Nachteil hier ist die instabile WLAN Verbindung, die Simon bei dem Versuch vom "Homeoffice" aus zu arbeiten, am nächsten Tag, schier verzweifeln ließ. Gegen Nachmittag waren wir endlich soweit und machten uns zusammen mit Balduin auf den Weg zum Strand.
Der Plage de Grand Anse ist einer von vielen vielen Stränden entlang der Küste, aber auch sicherlich einer der schönsten. Im Vergleich zur deutschen Ostsee im Sommer, war der Strand außerdem geradezu menschenleer. Sobald man die Bucht ein Stück entlang wanderte, hatte man das Paradies für sich allein. Balduin war begeistert. Wir auch. Wir suchten uns einen schattigen Platz zwischen den Buschwerk am Strand und bewunderten die Aussicht auf das Meer. Dann stellten wir fest, dass wir uns direkt unter einer Kokuspalme niedergelassen hatten. Um nicht in die Statistik der 150 Menschen einzugehen die laut Wikipedia jährlich von einer Kokosnuss erschlagen werden, räumten wir widerstrebend unseren Schattenplatz. Da man aus Zitronen aber bekanntlich Limonade machen soll, beschlossen Simon und Balduin die Gelegenheit zu nutzen und eine leckere Kokosnuss zu ernten. Leider war es uns nicht möglich gewesen, die Machete im Handgepäck mitzunehmen, weshalb Simon eine lange Zeit damit verbrachte, eine Kokosnuss von unten mit einem Stock anzustupsen, bis diese endlich in den Sand fiel.
Zu Balduins großer Freude gluckerte es in der Nuss, wenn man sie schüttelte, und unser kluger Elefant nutzte die restliche Zeit am Strand dazu mit einem spitzen Stein schon mal ein Loch in die Schale vorzubohren. Unpraktischerweise besteht eine Kokosnuss aber aus einer äußeren und einer inneren Schale, weshalb sich das Öffnen der Nuss, später in unserer Unterkunft, als unerwartet kompliziert erwies. Mit Balduins tatkräftiger Unterstützung (oder was er dafür hielt) hatte Simon die Kokosnuss schließlich vollständig geschält und war noch immer im Besitz von zehn, nur leicht lädierten Fingern. Das Kokoswasser ist nicht mit der Kokosnussmilch zu verwechslen, es ist fettarm, isotonisch und solange die Nuss nicht geöffnet wurde tatsächlich so keimfrei, dass man es theroetisch als Infusion nutzen könnte (bitte nicht ausprobieren). Trotz dieser interessanten Eigenschaften fanden Simon, Balduin und ich den Geschmack, nun ja, eher langweilig. Das strahlend weiße Fruchtfleisch war da schon eher nach unseren Geschmack, es scmeckte erstaunlich stark nach frischer Haselnuss. Für uns drei war das die erste frisch verzehrte Kokosnuss unseres Lebens und auch wenn der Aufwand geringfügig größer war, als sich eine im Supermarkt zu kaufen, die Erfahrung war es definitiv wert.