Die drei großen aufeinander folgenden Wasserfälle Les Trois Chutes du Carbet im Herzen des Guadelouper Nationalparks gehören zu den beliebtesten Touristenattraktionen und sie werden ihrem Ruf gerecht! Die meisten Besucher beschränken sich allerdings auf den zweiten Wasserfall, der vom Parkplatz aus über einen kurzen Weg zu zu erreichen ist und mit seinen 110 m Höhe einen beeindruckenden Anblick bietet.
Unser Plan sah vor unterhalb des dritten und letzten Wasserfalls zu starten und dem Weg bis zum ersten Wasserfall hinauf zu folgen. Der dritte Chute du Carbet, der mit einer Höhe von nur 20 m etwas hinter den anderen beiden zurückbleibt, war auch noch gut zu erreichen. Unserer Meinung nach handelt es sich tatsächlich um den schönsten der drei Wasserfälle, da man in dem Becken darunter schwimmen und gleichzeitig das herunterstömende Wasser bestaunen kann.
Ingesamt wollten wir eine Strecke von 5 km bis zum ersten Wasserfall zurücklegen, wobei die Etappe zwischen dem dritten und dem zweiten die längste ist. Allerdings mussten wir feststellen, dass wir, an die gut ausgebauten deutschen Wanderwege gewöhnt, stark unterschätzt hatten, wie anstrengend es ist, sich ein paar Kilometer durch den Regenwald zu schlagen. Den Berg hoch, bei 80 % Luftfeuchtigkeit und ca. 30 °C im Schatten. Die ganze Zeit über begegneten wir keiner Menschenseele und es wirkte auch nicht so, als würden diese Pfade oft von anderen Wanderen betreten. Tatsächlich war der Weg oft nur dadurch zu erkennen, dass links und rechts davon der Regenwald noch undurchdringlicher wirkte. Es ging buchstäblich über Stock und Stein, über Wurzeln, durch Schlamm, entlang von Abhängen und teilweise über wasserüberflutete Stufen. Zweimal durften wir den Fluss Carbet überqueren, wobei es dem Wanderer selbst überlassen bleibt, welchen Weg über die teilweise rutschigen Steine er wählt. Einmal verloren wir den Pfad und kraxelten ein kurzes Stück das Flussbett entlang, bis wir wieder auf gangbaren Boden stießen.



Der Regenwald ist laut, erfüllt von Vogelstimmen, deren Besitzer unsichtbar in den Baumkronen sitzen. Trotzdem wirkte der Auftieg fast schon einsam, einfach weil kein Mensch außer uns unterwegs war. Kein Problem sich vorzustellen, auf einer echten Urwaldexpedition zu sein, völlig abgeschieden von jedweder Zivilisation und auf dem Weg zu den versteckten goldenen Tempeln einer untergegangenen Zivilisation... ich hatte es mir nur nicht so schwül und so anstrengend vorgestellt.
Als wir nach etwa 2 Stunden schließlich am zweiten Wasserfall anlangten, verschwitzt, verschlammt und erschöpft bemerkt ein kleines blondes Mädchen auf deutsch: „Die haben dreckige Schuhe!“ und ihre Mutter antwortete: „Ja, die waren vielleicht bei einem anderen Wasserfall“. Wir tauschten uns mit den deutschen Touristen kurz über die Wasserfälle aus, während Mutter und Tochter darauf warteten, dass Papa, der die Absperrung überwunden hatte um ein besseres Foto zu schießen, wieder auftauchen würde. Tatsächlich konnte man den zweiten Chute du Carbet nur von Weitem bewundern, da der Zugang zu dem Becken und dem Flussbett gesperrt war. Der erste Wasserfall ist 115 m hoch, wäre also sicherlich genauso beeindruckend und eventuell weniger besucht gewesen, aber auch noch eine gute Stunde Fußmarsch entfernt. Wir aßen unsere Wegzehrung in der Nähe des Parkplatzes, während entspannte Touristen unangestrengt an uns vorbei spazierten und beschlossen dann, uns lieber wieder auf den Rückweg zu machen.
Auf diese Weise haben wir zwar nur zwei der drei Wasserfälle gesehen, aber der Aufstieg alleine war schon eine tolle Erfahrung.